Eine doppelte Irritation
Jahrzehntelang hingen die Bilder des Kreuzweges in der hiesigen Kirche unbeweglich an ihrem Platz, in den dafür vorgesehenen Mauernischen. Die Schrittrichtung Jesu war vorgegeben. Sie begann links vorne beim Taufbrunnen und endete bei der Pieta.
Ein vertrautes Bild. So vertraut, dass es kaum mehr bewegte…
Was ist jetzt anders? Woher die Irritation?
Die in der Kirche vorhandenen Kreuzwegbilder enden in der Rückschau auf die Grablegung Jesu.
Woraus wir, die wir an Christus glauben, leben, ist der Glaube an die Auferstehung. Erst diese Begegnung macht aus furchtsamen Frauen und Männern Apostolinnen und Apostel, die aus der FROHEN BOTSCHAFT leben und sie verkünden, weil sie von SEINER GEISTESKRAFT durchdrungen und beflügelt werden.
In der Taufe bezeugen wir, dass wir unser Leben auf IHN gründen und zu Jesus gehören wollen.
Durch das Umhängen der bestehenden Kreuzwegbilder wurde die Schrittrichtung Jesu verändert…. Der Kreuzweg beginnt nun bei der Pieta. Im Blick auf Maria, die den toten Jesus im Schoß hält, erinnern wir uns gemeinsam mit Jesus was am Ende seines Lebens geschah.
Die Schrittrichtung der neu gestalteten Acrylbilder geht in die genau entgegen gesetzte Richtung. Nicht die Rückschau steht im Vordergrund, sondern der WEG. Wir folgen IHM nach, dem LAMM GOTTES, dem AUFERSTANDENEN. Und das mitten im Alltag.
Wieder ist uns etwas zugemutet: eine Umkehrbewegung, nämlich: In leidvollen Situationen im Alltag einen Handlungsspielraum zu erahnen, wo die Kraft Gottes spürbar und wirksam wird – durch IHN, mit IHM und in IHM.
Sechs Kreuzwegstationen stehen exemplarisch für diese Bewegung – hin zu MEHR LEBEN, so paradox das im Angesicht des Kreuzweges klingen mag: